Blaukehlchen  (Luscinia svecica (Linnaeus, 1758))

EU-Code: A272

VS-Anh. I

Rote Liste 1999 NRW: 2N
Rote Liste 2010 NRW: 2S
Rote Liste D: *
Status in NRW: B; Erhaltungszustand in NRW (ATL): U
Status in NRW: B; Erhaltungszustand in NRW (KON):

Blaukehlchen (Luscinia svecica)
© Foto: Martin Woike, Haan

Mit einer Körpergröße von 14 cm ist das Blaukehlchen etwa so groß wie ein Rotkehlchen. Es wirkt jedoch schlanker und hat lange, dünne Beine. Das Männchen hat eine leuchtend blaue Kehle, die nach unten durch ein schmales schwarz-weißes und ein breiteres rostrotes Band abgegrenzt wird. Das blaue Feld ist unterbrochen von einem kleinen weißen Fleck („Stern“). Das bräunliche Weibchen trägt nur einen schwarz gefleckten Halslatz auf cremefarbenem Untergrund. Bei beiden Geschlechtern ist ein weißer Überaugenstreif zu erkennen. Der Gesang ist kräftig und klar, beginnt oft mit einem metallischen „zrüü“, das dann wiederholt und beschleunigt wird. Es folgt eine Reihe melodischer oder harter Töne, in die auch Imitationen anderer Vogelstimmen einfließen. Die Nahrung besteht vorzugsweise aus Insekten (vor allem Zweiflügler und Käfer). Zur Nestlingszeit werden zusätzlich Raupen verfüttert. Im Herbst werden auch Beeren und kleine Steinfrüchte gefressen.

Das Blaukehlchen ist ein Zugvogel, der als Langstreckenzieher in den Trocken- und Feuchtsavannen Afrikas überwintert. In Nordrhein-Westfalen kommt es als seltener Brutvogel vor. Ursprüngliche Lebensräume des Blaukehlchens sind Feuchtgebiete in den Flussauen mit hoch anstehendem Grundwasser, offenen Wasserflächen und Altschilfbeständen. Darüber hinaus besiedelt es Moore, Klärteiche, Rieselfelder, gelegentlich auch Schilfgräben in der Agrarlandschaft und stellenweise sogar Raps- und Getreidefelder. Zur Nahrungssuche benötigt das Blaukehlchen offene Strukturen wie Schlammufer und offene Bodenstellen. Ein Brutrevier ist 0,2 bis 1 ha groß, bei Siedlungsdichten von bis zu 5 Brutpaaren auf 10 ha. Das Nest wird gut verborgen in Bodennähe in krautiger Vegetation oder in Altschilfhaufen angelegt. Nach Ankunft aus den Überwinterungsgebieten beginnt ab April die Eiablage, Zweitbruten sind möglich. Spätestens im Juli sind die Jungen flügge.

Das Blaukehlchen kommt in Nordrhein-Westfalen nur noch sehr lokal im Tiefland vor. Die bedeutendsten Brutvorkommen liegen in den Vogelschutzgebieten „Schwalm-Nette-Platte“, „Moore des Münsterlandes“, „Heubachniederung“ und „Rieselfelder Münster“. Der Gesamtbestand wird auf etwa 100 bis 150 Brutpaare geschätzt (2015).