Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri (Kuhl,1817))
(Syn.: Kleiner Abendsegler)
EU-Code: 1331
FFH-Anh. IV
Rote Liste NRW 2010: V
Rote Liste NRW 1999: 2
Rote Liste D: G
Erhaltungszustand in NRW (ATL): U
Erhaltungszustand in NRW (KON): U
- Kleinabendsegler (Nyctalus leisleri)
© Foto: Henning Vierhaus, Bad Sassendorf-Lohne
Der Kleinabendsegler gehört mit einer Körperlänge von 5 bis 7 cm und einem Gewicht von 13 bis 20 g zu den mittelgroßen Fledermausarten. Charakteristisch sind die breiten dreieckigen, an der Basis stark verbreiterten Ohren sowie der kurze pilzförmige Ohrdeckel. Die Schnauze ist eher breit, jedoch etwas spitzer als beim nah verwandten Abendsegler. Die Tiere haben ein kurzes, zweifarbiges Fell mit an der Basis schwarzbraun gefärbten Haaren. Die Oberseite ist braun, die Unterseite gelbbraun gefärbt. Das Rückenfell ist deutlich dunkler als beim Abendsegler. Gesicht, Ohren und Flughäute sind schwarzbraun. Die Flügel sind lang und schmal (Spannweite: 26-32 cm), wobei die Flughäute entlang des Körpers und der Arme behaart sind. Mit dem Ultraschalldetektor ist die Art bei 25 kHz am besten zu hören und vom Abendsegler im Feld zu unterscheiden.
Der Kleinabendsegler ist eine Waldfledermaus, die in waldreichen und strukturreichen Parklandschaften vorkommt. Die Jagdgebiete befinden sich zum einen in Wäldern, wo die Tiere an Lichtungen, Kahlschlägen, Waldrändern und Wegen jagen. Außerdem werden Offenlandlebensräume wie Grünländer, Hecken, Gewässer und beleuchtete Plätze im Siedlungsbereich aufgesucht. Kleinabendsegler jagen im freien Luftraum in einer Höhe von meist über 10 m. Die individuellen Aktionsräume sind 2 bis 18 km² groß, wobei die einzelnen Jagdgebiete 1 bis 9 (max. 17) km weit vom Quartier entfernt sein können. Als Wochenstuben- und Sommerquartiere werden vor allem Baumhöhlen, Baumspalten sowie Nistkästen, seltener auch Jagdkanzeln oder Gebäudespalten genutzt. Die Weibchenkolonien bestehen aus 10 bis 70 (max. 100) Individuen. Dabei bilden sich innerhalb eines Quartierverbundes oftmals kleinere Teilgruppen, zwischen denen die Tiere häufig wechseln. Insofern sind sie auf ein großes Quartierangebot angewiesen. Ab Anfang/Mitte Juni bringen die Weibchen ihre Jungen zur Welt. Die Wochenstuben werden ab Ende August/Anfang September wieder aufgelöst.
Die Tiere überwintern von Oktober bis Anfang April meist einzeln oder in Kleingruppen mit bis zu 30 Tieren in Baumhöhlen sowie in Spalten und Hohlräumen an und in Gebäuden, seltener auch in Fledermauskästen. Als Fernstreckenwanderer legt der Kleinabendsegler bei seinen saisonalen Wanderungen zwischen Reproduktions- und Überwinterungsgebieten große Entfernungen von 400 bis 1.600 km zurück. Die Art ist vergleichsweise ortstreu und sucht traditionell genutzte Sommerquartiere auf.
Der Kleinabendsegler steht in Nordrhein-Westfalen auf der „Vorwarnliste“. Seit mehreren Jahren zeichnen sich eine Bestandszunahme sowie eine Arealerweiterung ab. Mittlerweile liegen aus allen Naturräumen Fundmeldungen mit Wochenstuben vor, die ein zerstreutes Verbreitungsbild ergeben. Zuverlässige Angaben zum Gesamtbestand in Nordrhein-Westfalen lassen sich derzeit nicht treffen (2015).