Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans (Laur.,1768))
(Syn.: Fesslerkröte, Glockenfrosch)
(Syn.: Bufo obstetricans)
EU-Code: 1191
FFH-Anh. IV
Rote Liste NRW 2010: 2
Rote Liste NRW 1999: V
Rote Liste D: 3
Erhaltungszustand in NRW (ATL): S
Erhaltungszustand in NRW (KON): S
- Geburtshelferkröte (Alytes obstetricans)
© Foto: Arno Geiger, Recklinghausen
Die Geburtshelferkröte ist ein bis zu 5,5 cm kleiner, gedrungener Froschlurch, der zur Familie der Scheibenzüngler zählt. Die Tiere sind auf der Oberseite dunkelgrau bis braun, seltener grünlich gefärbt und mit einem variablen Fleckenmuster gezeichnet. Charakteristisch sind die stark hervortretenden Augen mit senkrechten, schlitzförmigen Pupillen. Die Paarungsrufe der Geburtshelferkröte sind kurze, hohe, aus der Ferne an Glockengeläut erinnernden Einzelklänge (Volksmund: „Glockenfrosch“).
In Nordrhein-Westfalen besiedelt die Geburtshelferkröte vor allem Steinbrüche und Tongruben in Mittelgebirgslagen. In Siedlungsbereichen tritt sie auch auf Industriebrachen auf. Als Absetzgewässer für die Larven werden unterschiedliche Gewässertypen genutzt: sommerwarme Lachen und Flachgewässer, Tümpel und Weiher sowie sommerkühle, tiefe Abgrabungsgewässer. Bisweilen werden auch beruhigte Abschnitte kleinerer Fließgewässer aufgesucht. Als Sommerlebensraum dienen sonnenexponierte Böschungen, Geröll- und Blockschutthalden auf Abgrabungsflächen sowie Lesesteinmauern oder Steinhaufen, die in Nähe der Absetzgewässer gelegen sind. Im Winter verstecken sich die Tiere in Kleinsäugerbauten oder selbst gegrabenen Erdhöhlen. Die Fortpflanzungsphase der dämmerungs- und nachtaktiven Geburtshelferkröte reicht von Mitte März bis August (Höhepunkt Mai/Juni). Bemerkenswert ist die ausgeprägte Brutpflege: Nach der Paarung wickelt das Männchen die Laichschnur um seine Hüften und trägt diese bis zum Absetzen der Larven in ein geeignetes Gewässer mit sich umher. Früh abgesetzte Kaulquappen verlassen als Jungkröten bis zum Herbst das Gewässer um zu überwintern. Auch die Alttiere suchen ab September/Oktober ihre Winterquartiere auf. Spät abgesetzte Larven überwintern im Gewässer. Die Besiedlung neuer Gewässer erfolgt meist über die Jungtiere, die mehrere hundert Meter weit wandern können. Mit durchschnittlichen Wanderstrecken von unter 100 m sind die Alttiere deutlich weniger mobil.
Die westeuropäisch verbreitete Geburtshelferkröte erreicht in Deutschland ihre östliche Verbreitungsgrenze. In Nordrhein-Westfalen kommt die „stark gefährdete“ Art fast ausschließlich in den Mittelgebirgsregionen vor. Die Bestände sind seit einigen Jahren stark rückläufig. Der Gesamtbestand wird auf unter 500 Vorkommen geschätzt (2015).