Große Bartfledermaus (Myotis brandtii (Eversm.,1845))
(Syn.: Bartfledermaus)
EU-Code: 1320
FFH-Anh. IV
Rote Liste NRW 2010: 2
Rote Liste NRW 1999: 2
Rote Liste D: 2
Erhaltungszustand in NRW (ATL): U
Erhaltungszustand in NRW (KON): U
- Große Bartfledermaus (Myotis brandtii)
© Foto: Henning Vierhaus, Bad Sassendorf-Lohne
Die Große Bartfledermaus (Myotis brandtii) zählt mit einer Körperlänge von 4-5 cm und einem Gewicht von 4-10 g zu den kleineren Fledermausarten. Die Tiere haben ein langes Fell, mit einer dunkel graubraunen Haarbasis. Die Oberseite ist meist hellbraun gefärbt und zeigt einen Goldglanz, die Unterseite ist hellgrau bis gelblich gefärbt. Schnauze, Ohren und Flughäute (Spannweite: 19-24 cm) sind mittel- bis hellbraun. Die Große Bartfledermaus erscheint in der Regel etwas heller als die ähnliche Kleine Bartfledermaus. Außerdem sind die Basis von Ohrdeckel und innerem Ohrrand deutlich aufgehellt. Mit dem Ultraschalldetektor ist die Art gut bei 39 kHz zu hören. Eine sichere Unterscheidung der beiden Schwesternarten ist nur anhand morphologischer Merkmale möglich.
Große Bartfledermäuse sind Gebäude bewohnende Fledermäuse, die in strukturreichen Landschaften mit einem hohen Wald- und Gewässeranteil vorkommen. Als Jagdgebiete werden geschlossene Laubwälder mit einer geringen bis lückigen Strauchschicht und Kleingewässern bevorzugt. Außerhalb von Wäldern jagen sie auch an linienhaften Gehölzstrukturen in der Offenlandschaft, über Gewässern, Gärten und in Viehställen. Bei ihren Jagdflügen bewegen sich die Tiere in meist niedriger Höhe (1-10 m) im freien Luftraum entlang der Vegetation. Der Aktionsraum einer Wochenstube kann eine Gesamtfläche von 100 km² umfassen, wobei die regelmäßig genutzten Jagdgebiete mehr als 10 km entfernt sein können. Sommerquartiere und Fortpflanzungsgemeinschaften von 10 bis über 250 Weibchen befinden sich in Spaltenquartieren an Gebäuden, auf Dachböden sowie hinter Verschalungen. Darüber hinaus werden insbesondere von Männchen auch Baumquartiere (v.a. abstehende Borke) und seltener Fledermauskästen genutzt. Ab Anfang Juni kommen die Jungen zur Welt. Von Ende Juli bis Ende August werden die Wochenstuben wieder aufgelöst.
Im Winter werden Große Bartfledermäuse in unterirdischen Quartieren wie Höhlen, Stollen oder Kellern angetroffen. Dort verbringen sie ihren Winterschlaf in kleinen Gruppen von Ende Oktober bis März/April. Bevorzugt werden Bereiche mit einer hohen Luftfeuchte und Temperaturen von 0 bis 7,5 °C. Als Mittelstreckenwanderer legen die Tiere selten Entfernungen von mehr als 250 km zwischen Sommer- und Winterquartier zurück.
Die Große Bartfledermaus gilt in Nordrhein-Westfalen als „stark gefährdet“. Ein Verbreitungsschwerpunkt liegt im nordöstlichen Westfalen, wo einige kopfstarke Wochenstubenkolonien existieren, die größte mit bis zu 350 Tieren. Insgesamt sind landesweit aktuell mehr als 15 Wochenstubenkolonien sowie über 17 Winterquartiere bekannt. Ein bedeutendes Schwarmquartier befindet sich im Kreis Siegen-Wittgenstein. Große Verbreitungslücken bestehen im Rheinland nördlich der Eifel sowie im westlichen Münsterland (2015).