Bechsteinfledermaus  (Myotis bechsteinii (Kuhl,1818))

(Syn.: Nycates bechsteinii, Myotus bechsteini, Vespertilio bechsteini Leisleri)

EU-Code: 1323

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Paarungszeit
  • Während der Schwärmphase und im Winterquartier, Herbst bis Frühjahr, genaue Dauer nicht bekannt
Geburtszeit
  • Juni – Anfang Juli
Säugezeit
  • 5- 7 Wochen
Bezug des Sommerquartiers
  • Bezug der Wochenstuben: ab Ende April – Anfang Juli
Auflösung des Sommerquartiers
  • Auflösen der Wochenstuben: August - September
Nutzung von Zwischenquartieren
  • Während und nach Jungenaufzucht häufige Quartierwechsel
  • nach Auflösen der Wochenstube finden sich oft einzelne Jungtiere oder Jungtiergruppen in Zwischenquartieren
Bezug des Winterquartiers
  • Schwärmphase Mitte August – Oktober
Winterschlaf
  • Oktober/November/Dezember/Januar – März/April
Reproduktion
Anzahl Jungtiere
  • 1 Junges pro Fortpflanzungssaison
Anzahl Zyklen
  • 1 pro Jahr
Mobilität
Aktionsraum
  • Aktionsdistanz: Individuell: zw. 6,6 – 700,0 ha/Weibchen
  • zw. 4,9 – 68,2 ha/Männchen, zw. 70 – 1200 ha/Kolonie
Wanderstrecke
  • Kurzstreckenwanderer, bis 35 km zischen Sommerlebensraum und Winterquartier, max. 43 km Einzelfund
Aktivität
Tageszeitliche Aktivität
  • Ausflug 20-30 Minuten nach Sonnenuntergang , bei säugenden Weibchen Aufteilung in zwei Phasen, sonst eine Hauptjagdphase mit Unterbrechungen, Einflug ins Quartier deutlich vor Sonnenaufgang, deutliches morgendliches Schwärmen vor dem Quartier
Lebensdauer
  • Bekanntes Höchstalter: 21 Jahre
Ernährung
  • Tag- und Nachtschmetterlinge, Zweiflügler (überwiegend Kohlschnaken), Laufkäfer, Waldschaben, Zikaden, Köcherfliegen, Raupen, Ohrwürmer, Spinnen, Weberknechte, Hundertfüßler
Jagdverhalten
  • geschickter, wendiger relativ langsamer Flug, auch Rüttelflug möglich, vermeidet große Höhen (> 5 m), jagt auch im freien Luftraum aber überwiegend vegetationsnah, sammelt dabei Beutetiere von Blättern und vom Boden ab, dabei wird im Suchflug „passiv akustisch detektiert", d. h. die Fledermaus lokalisiert die Beutetiere durch deren selbst erzeugte Geräusche, auch Lauerjagd von einer Warte aus („Suchhängen) ist bekannt
Entfernung zwischen Quartieren und Jagdgebieten
  • Bis zu 3 km, meist aber nur wenige hundert Meter
Ortstreue
  • Sommerlebensraumtreu
  • Weibchen kolonietreu
  • Männchen quartiertreu, Weibchen/Wochenstuben wechseln sehr oft, nutzen jedoch dabei immer wieder die gleichen Quartiere
  • Jagdgebietstreu
  • nicht winterquartiertreu

Jungtiere

Phänologie
Flugfähigkeit
  • Ca. 4 Wochen nach Geburt
Geschlechtsreife
  • k. A.
Entwicklungsdauer
  • 4-6 Wochen

Überwinterung

Überwinterungsmodus
  • Winterlethargie im Winterquartier

Populationsbiologie

Populationsstruktur
  • Häufig einzelne subad. Männchen in den Wochenstubenverbänden
Populationsdichte
  • 0,7 - 16 ad. Weibchen/100ha (Bayern)
Quartiergröße
  • Ø 10-30 Weibchen/ Wochenstube
  • Ø 1 Männchen/ Sommerquartier
  • 1-2 (11) Ind./ Winterquartier
Geschlechterverhältnis
  • k. A.
Mortalität
  • k. A.

Biogeografie

Lebensraum

Wochenstuben (Weibchen)
  • Baumhöhlen, Fledermaus- und Vogelkästen, selten Gebäude (Dachboden), während der Jungenaufzucht werden Fledermauskästen gegenüber Baumhöhlen wegen höherer Temperaturen bevorzugt, häufige Quartierwechsel bekannt
Zwischenquartiere
  • Baumhöhlen, Fledermaus- und Vogelkästen, auch hinter abgeplatzter Rinde
  • ein Quartier im Kuhstall bekannt, eventuell auch im Spätsommer „Paarungsquartiere" in Baumhöhlen und Nistkästen
Winterquartiere
  • Unteririsch in Stollen, Höhlen und (Eis-)Kellern, Brunnenschächten, Felsspalten
  • frei hängend an Decke oder Wand, selten auch in Bohrlöchern, auch Überwinterungsfunde in Vogelkästen und Baumhöhlen bekannt, da Individuenzahlen in unterirdischen Quartieren eher niedrig sind, nimmt man an, dass Baumhöhlen bevorzugt werden
  • Temperatur: (1) 3-7 (10,5)° C
  • Luftfeuchte: Eher feucht, 80 – 100 %
Sommerquartiere (v.a. Männchen)
  • Baumhöhlen, Fledermaus- und Vogelkästen, Spalten hinter abgeplatzter Rinde, auch Nachweise aus Stollen und Kellern
Sommerlebensraum
  • Feuchte Laub- und Mischwälder, auch Kiefern- und Fichtenkiefernwald, Parks und Gartenanlagen im Tiefland und Mittelgebirge
Bevorzugte (Vegetations)struktur in Jagdgebieten
  • bevorzugt unterholzreiche Wälder mit ausgeprägter Zwischen- und Strauchschicht, Gärten, Siedlungsbereich und Streuobstgebiete mit Altbaumbestand, auch über Gewässern und im Uferbereich und über Grünland nachgewiesen

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • Hauptverbreitung gemäßigte Zone Europas aber bis in den Nahen Osten hinein, Iran, Kaukasus
(Mittel-)europa
  • Ganz Mittel- und Südeuropa, bis ca. 54. Breitengrad, nördliche Verbreitungsgrenze verläuft durch England, Südschweden, fehlt in teilen von Spanien, Italien, Griechenland sowie auf den meisten Mittelmeerinseln außer auf Korsika
Deutschland
  • Ganz Deutschland bis auf Teile Niedersachsens, Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns, deutliche Zunahme der Dichte in Baden-Württemberg und Nordbayern
Nordrhein-Westfalen
  • D35a-, D35b-, D30+, D31 & D34+, D36 & D46+, D44 & D45+, D 38 & D 39+

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • Keine bekannt