Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera (LINNAEUS 1758))
EU-Code: 1029
FFH-Anh. II, FFH-Anhang V
Rote Liste NRW 2010: 1
Rote Liste NRW 1999: 0
Rote Liste D: 1
Erhaltungszustand in NRW (ATL):
Erhaltungszustand in NRW (KON): S
- Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera)
© Foto: Alfred Limbrunner, Dachau
Das dickschalige und schwere Gehäuse der Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) besteht aus zwei Kalkschalen und erreicht im ausgewachsenen Zustand eine Länge von 10 bis 16 cm. Das Muschelgehäuse erscheint im Umriss gestreckt nierenförmig, wobei das Vorderende eher gerundet und das Hinterende zungenförmig verlängert ist. Die Außenfläche ist rostbraun bis schwarz und weist unregelmäßige Zuwachsstreifen auf. Der Wirbel - der älteste Teil der Schale - ist flach und meistens korrodiert. Durch ihre Fähigkeit aus Fremdkörpern (z.B. Sandkörnern) Perlen zu bilden, bekam die Muscheln ihren deutschen Namen.
Die Flussperlmuschel besiedelt sommerkühle und organisch unbelastete Mittelgebirgs- und Niederungsbäche in kalkarmen Gesteinsformationen. Sie ist sehr empfindlich gegenüber Schwankungen der Umweltfaktoren. Ein hoher Sauerstoffgehalt im Wasser ist notwenig, um die Stoffwechselaktivität aufrecht zu erhalten.
Flussperlmuscheln sind überwiegend getrenntgeschlechtlich, es können aber auch Zwitter auftreten, vor allem wenn es zu Verringerungen der Bestandsgröße kommt. Die Geschlechtsreife wird etwa ab dem 20. Lebensjahr erreicht. Wie bei allen Großmuschelarten ist die Vermehrung der Flussperlmuschel eng an die Existenz bestimmter Wirtsfischarten gebunden, an deren Kiemen sich die Glochidien (Muschellarven) als Parasit eine Zeit lang festheften. Als Wirtsfisch für die Glochidien eignet sich die Bachforelle (Salmo trutta f. fario). Das Laichverhalten der Flussperlmuschel wird vom Temperaturverlauf des Wohngewässers bestimmt. Etwa im Juni/Juli werden die reifen Eier in den Bruträumen der Kiemen eingelagert und befruchtet. Aus den Eiern entwickeln sich die Glochidien, die bereits über eine zweiklappige Schale verfügen. Die Muschellarven werden in den Monaten Juli/August von der Muschel ausgestoßen und werden vom Wasserstrom verdriftet. Sofern sie von Forellen mit dem Atemwasser aufgenommen werden, heften sie sich an deren Kiemen. Die Verwandlung zur eigentlichen Jungmuschel erfolgt im April/Mai des darauf folgenden Jahres. Im Juni lassen sich die Jungmuscheln dann von den Kiemen abfallen und graben sich im Sediment des Gewässers ein. Hier leben sie bis zum 4.-5. Lebensjahr und erscheinen anschließend an der Substratoberfläche. Sie sind dann etwa 15 bis 20 mm groß. Flussperlmuscheln können unter optimalen Bedingungen ein Alter von weit über 100 Jahren erreichen. Sie bilden natürlicherweise dichte Bestände, das so genannte „Muschelpflaster". Als Filtrierer nimmt die Flussperlmuschel Schwebe- und Sinkstoffe, deren Hauptanteil abgestorbene Mikroorganismen sind, als Nahrung auf. Dabei werden die Kiemen - neben ihrer Funktion als Atemorgan - auch als Nahrungsfilter genutzt.
In Nordrhein-Westfalen kommt die Flussperlmuschel aktuell nur noch mit einem kleinen Restbestand in einem Bachsystem in der Eifel vor (2006). Im Rahmen eines speziellen Artenschutzprogramms wurden die besiedelten Gewässer entsprechend der Lebensraumansprüche der Art optimiert. Im Jahr 2006 wurde ein Nachzuchtprogramm gestartet, das langfristig zur Stabilisierung des Bestandes beitragen soll.