Flussperlmuschel  (Margaritifera margaritifera (LINNAEUS 1758))

EU-Code: 1029

Biologie/Lebenszyklus

Imagines/Alttiere

Phänologie
Fortpflanzungszeit
  • Juni – Juli
Reproduktion
Allgemein
  • getrenntgeschlechtlich, Geschlechtsumwandlung möglich
  • isolierte Weibchen können zwittrig werden
  • Selbstbefruchtung möglich
Anzahl Eier
  • z.T. nur wenige 100.000 bis 3-5 Mio. (max. 10 Mio.) Eier
Anzahl Zyklen
  • 1 Zyklus im Jahr ?
Mobilität
mobil
  • weitgehend ortstreu
  • nur geringe Wanderungsbewegungen
Lebensdauer
  • 70-100 (max. 140) Jahre (insgesamt)
  • abhängig von Temperaturhaushalt des Gewässers
Aufenthaltsort
  • am Gewässergrund
Ernährung
  • aktive Filtrierer

Eientwicklung

Entwicklungsdauer
  • 8 Wochen
Entwicklungsort
  • in allen vier Kiemenblättern gebildeten Marsupien
  • Ausstoßung der geschlüpften Glochidienlarven ins Wasser

Larvalentwicklung

Entwicklungsdauer
  • Langzeitzyklus: ~9-10 Monate, bis folgendes Frühjahr (April – Mai) oder Kurzzeitzyklus: 4 Wochen, bis Herbst
Aufenthaltsort
  • entwickeln sich parasitisch in Kiemen von Wirtsfischen
  • wichtigster Wirtsfisch: Bachforelle (Salmo trutta f. fario), früher auch Lachs (Salmo salar)
  • i.d.R. erfolgreiche Infektion nur bei Jungfischen
Phänologie
Habitus
  • Größe: 0,05 mm
  • ohne Haken
Schlupfzeit
  • ab Juli – August (September)

Jungtiere

Entwicklungsdauer
  • 15-20 Jahre bis zur Geschlechtsreife
Aufenthaltsort
  • 4-5 Jahre eingegraben im Sediment, bis zu 50 cm tief
  • Jungmuscheln benötigen Lückensystem im Untergrund
Ernährung
  • zunächst evtl. Detritus oder Bakterien
  • ab 2. Lebensjahr aktive Filtrierer
  • Organische Wurzelmaterial v.a. vom Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) aus ufernahen Wiesen für den Aufbau der Kalkschale von Bedeutung

Populationsbiologie

Populationsdichte
  • 0,1-50 Ind/m² (Portugal)
Geschlechterverhältnis
  • 1:1 (Weibchen:Männchen)
Mortalität
  • Ei-Jungmuschel: 99,99 %
  • Jungmuschel-Altmuschel: ~95 %
  • Altmuscheln: jährlich 1,05-6 %

Biogeografie

Lebensraum

Standorte
  • klare, sauerstoffreiche Fließgewässer vom Bach bis zum Fluss
  • ausschließlich in kalk- und nährstoffarmen Gewässern
  • Flussperlmuscheln gelten als „Kalkflüchter"
  • hohe Ansprüche an Wasser- und Sohlsubstratqualität
Fortpflanzungsgewässer
Gewässerbreite
  • k.A.
Gewässertiefe
  • k.A.
Fließgeschwindigkeit
  • schnell fließende Gewässer
Sediment
  • auf kristallinem Gestein
  • bevorzugt Feinkies und Feinschotter, wenig Sand- und Schlammanteile
  • Anteil Feinsedimente < 1 mm (max. 25) %
  • Jungmuscheln empfindlich gegen Verschlammung
Gewässergüte
  • Güteklasse: I-II
Sediment
  • Alttiere evtl. tolerant gegenüber Eutrophierung
Fischbesatz
  • Anwesenheit der Wirtsfische erforderlich
Vegetation
  • Gewässer mit Gehölzsaum, häufig gut beschattet
Chemismus des Gewässers
pH-Wert
  • 6,1-8,0
O2-Gehalt
  • 7,3-10,9 (v.a. > 9) mg/l
O2-Sättigung
  • 82-106 %
Kalk-Gehalt
  • max. 10 mg/l
Härte
  • k.A.
Nitrat-Gehalt
  • max. 1,7 mg/l
  • Mortalität steigt mit Nitratgehalt

Verbreitung

Gesamtverbreitung
  • Holarktisch, zirkumpolar
  • von der Ostküste Nordamerikas über Europa und Nordasien bis nach Japan
(Mittel-)europa
  • im Süden bis Nord-Portugal und Nordwest-Spanien, im Norden nahezu ganz Skandinavien, im Osten bis nach West-Russland
  • Hauptvorkommen: Russland, Skandinavien, Finnland und Schottland
Deutschland
  • Hauptvorkommen: v.a. in Bayern im Bayerischen Wald
  • in Niedersachsen in der Lüneburger Heide
  • ehemals auch entlang der rheinischen Mittelgebirge (u.a. Eifel, Hunsrück, Westerwald, Taunus)
  • Vorkommen in den deutschen Mittelgebirgen konnten in der eisfreien Zone die Eiszeiten überdauern und gelten als Relikte aus dem Tertiär

Artenschutzprojekte

Projekte in Nordrhein-Westfalen
  • Flussperlmuschel-Artenschutzprojekt – Perlenbach bei Monschau i.A. MURL NRW (Jungbluth et al.1985, 1988-89)
  • Biotop-Managementplan für das Naturschutzgebiet Perlenbach-Fuhrtsbachtal i.A. des Naturpark Nordeifel e.V. (Fuchs & Groh 1992, 1993
  • Projektgruppe Molluskenkartierung 1993)
  • LIFE-Natur – Wiederherstellung des Lebensraums oligotropher Mittelgebirgsbach i.A. der Biologischen Station im Kreis Euskirchen e.V. (Groß 2000, 2001) und i.A. der Biologischen Station des Kreises Aachen e.V. (Projektgruppe Molluskenkartierung 2002)